Brunnen Felsen Galicien grün Gras

Zwischen Dudelsack und Meeresrauschen: Warum Galicien wie Schottland schmeckt, aber spanischer kaum sein könnte

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Ein Geheimtipp für Genussmenschen und Entdecker

Susanne Vorbeck für Sie unterwegs


Ich war schon ein paar Mal in Spanien. Doch Galicien fühlt sich anders an. Es ist April, die Luft ist frisch, der Himmel wechselt zwischen Sonne und Regen – und statt Flamenco höre ich Dudelsack. Kein Scherz. Galicien ist nicht das Spanien, das viele im Kopf haben. Und genau deshalb lohnt sich die Reise.

Grün, steinig, weit – und voller Meer

Die Landschaft bleibt hängen. Küsten wie in Irland, Berge bis über 2.000 Meter, dazwischen Dörfer mit alten Maisspeichern auf Stelzen – den Hórreos. Ich fahre durch Eukalyptuswälder, schaue auf Steilküsten, die scharf ins Meer abbrechen, und entdecke Strände, an denen ich allein bin. Fast 1.700 Kilometer Küstenlinie. Das Wetter? Wechselhaft, aber mild – auch im Sommer.

Santiago de Compostela – mehr als ein Punkt auf der Bucketlist

Santiago beeindruckt. Die Kathedrale ist ein Muss, besonders am Abend. Ich buche die Tour aufs Dach und sehe die Stadt von oben – rot-graue Dächer, grüne Hügel, viel Geschichte. Unten riecht es nach Kaffee, Tapas, nassem Stein. Wer hier übernachtet, sollte nach dem Schattenpilger an der Kathedralenwand suchen – ein unscheinbares Detail, an das man sich lange erinnert.

A Coruña – schön auf den zweiten Blick

A Coruña wirkt anfangs etwas spröde: viel Beton, Hügel, Verkehr. Doch dann kommt die Uferpromenade – zwölf Kilometer direkt am Atlantik. Der Herkulesturm mit Ausblick, der Skulpturenpark davor. Ich esse im Mundina, ein Tipp für alle, die gern gut essen, ohne viel Tamtam. Abends auf der Dachterrasse vom Riazor Hotel: Stadt, Meer, Licht. Wer sich einlässt, wird belohnt.

Genusstour Rías Baixas – Muscheln, Wein, Combarro

Diese Tour ist mein persönliches Highlight. Erst das Fischerdorf Combarro mit seinen engen Gassen und den Hórreos direkt am Wasser. Dann die Bootsfahrt hinaus zu den Muschelbänken: Glasboden, Muschelernte, Weißwein und fangfrische Miesmuscheln an Bord. Es ist perfekt! Später besuche ich das Weingut Pazo Baión. Wir probieren den typischen Albariño mit ein paar leckeren Tapas. Ich notiere mir innerlich: Diese Tour müssen unsere Gäste erleben.

Finisterre – wo das Land endet

Ein Tagesausflug führt mich ganz ans Ende der Welt: nach Finisterre. Der Wind pfeift, der Leuchtturm steht wie ein Denkmal über dem Meer. In Muxía, einem kleinen Fischerort, besuche ich eine Kirche direkt an den Felsen. Kein Ort für Selfies – eher für Stille. Der Wasserfall Fervenza do Ézaro rundet den Tag ab. Galicien zeigt hier seine raue, ungefilterte Seite. Kein Schnickschnack. Nur Meer, Wind und Weite.

Praktisch gedacht

Wer Galicien bereist, sollte Zeit mitbringen. Und gutes Schuhwerk. Stadtführungen finden zu Fuß statt, oft über glatte Pflastersteine. Fisch und Meeresfrüchte kommen oft und frisch auf den Tisch. Die Restaurants öffnen abends oft erst gegen 21 Uhr. Für Gruppen versuchen wir frühere Zeiten zu organisieren. Deutsch wird kaum gesprochen – etwas Englisch oder ein paar spanische Begriffe helfen weiter.

Galicien ist kein Urlaub zum Durchrauschen. Sondern eine Region, die Aufmerksamkeit verdient. Wer offen ist, entdeckt hier besondere Orte, gutes Essen, ehrliche Landschaft – und vielleicht ein neues Bild von Spanien.

Ihre Susanne Vorbeck

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