Ode an Prag

23. August 2022

Die Moldau, Franz Kafka & mystische Gassen

Reisezeit: Spätsommer
Ziel: Prag, Tschechien
Autostunden ab Erfurt: etwa 4

Prag ist magisch! Wer einmal in der Moldaumetropole war und sich auf ihren ganz eigenen Rhythmus eingelassen hat, der kommt ein Leben lang immer wieder zu ihr zurück. Prag ist wie ein guter Freund, mit dem Du durch dick und dünn gehst. Geht es Dir gut, genießt Du jeden Augenblick, vergisst die Zeit und fühlst Dich frei und alles ist möglich. Ob auf den quirligen Plätzen, in den schier endlosen Bars und Cafés oder am Flussufer der majestätischen Moldau. Bist Du betrübt oder hast Sorgen, umarmt Dich der sanft gülden schimmernde Sonnenuntergang über den Dächern der Stadt und das Rauschen des Flusses besänftigt Dein Gemüt.

Für den Anfang die typischen Sehenswürdigkeiten

Mein erster Besuch in Prag liegt nun schon 23 Jahre zurück. Damals auf Klassenfahrt erlebte ich die „Goldene Stadt“ noch eher touristisch. Die Prager Burg auf dem Hradschin (Hradčany), ein architektonisches Meisterwerk und größtes geschlossenes Burgareal der Welt. Die Karlsbrücke mit ihren 30 Heiligenfiguren aus Stein. Die Prager Altstadt mit der Astronomischen Uhr, dem Wenzelsplatz, den unzähligen Kirchen und Museen und den alten jüdischen Friedhof. Ziemlich viel oberflächliches Sightseeing für einen ersten Besuch, aber das war nur der Anfang. 

  • Sehenswürdigkeiten 100% 100%
  • Essen & Trinken 80% 80%
  • Aktivitäten 60% 60%
  • Erholung 60% 60%

Prag versprüht eine einmalige Atmosphäre

Prag hatte mich in seinen Bann gezogen. Nicht mal unbedingt wegen eines der genannten Highlights sondern wegen etwas, das man nicht sehen kann – Atmosphäre! Viele mögen jetzt die Stirn runzeln oder schmunzeln ob dieser Aussage, aber für mich hat die wunderschöne Stadt an der Moldau mit den zahlreichen Türmen einfach eine magische, mystische Atmosphäre aus Jahrhunderte langer, bewegter Geschichte und endlos künstlerischer Kreativität.

Einer der bedeutendsten Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts Franz Kafka (1883 – 1924) schrieb  1902 an Oskar Pollak: „Prag lässt nicht los…Dieses Mütterchen hat Krallen.“

 

Die Prager Burg auf dem Hradschin

Anscheinend ging es nicht nur mir so, denn der zweite Besuch folgte einige Jahre später zur Abi-Abschlussfahrt in nahezu gleicher Besetzung. Das Hotel, außerhalb gelegen, war einfach und unspektakulär, aber dank des gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetzes waren wir in knapp 20 Minuten Fahrt mit der Metro in der Prager Altstadt.

In den fünf Tagen nutzen wir die Zeit unter anderem für eine Führung durch die Prager Burganlage und den historischen Teil des Veitsdomes inklusive einem Besuch der Krypta. Der Zugang zur Anlage, ihren Gärten sowie zum vorderen, neugotischen Teil des Veitsdomes ist zwar prinzipiell kostenfrei, mit einem versierten Guide muss man sich aber nicht in die Warteschlange einreihen. Die sehr gute, ausführliche Führung dauerte 3 Stunden. Nachdem sich die Gruppe am Ende des offiziellen Teils auflöste und jeder den Nachmittag zur freien Verfügung hatte, blieb ich weitere Stunden auf dem Hradschin und genoss, abgesehen von den Touristenströmen, das faszinierende Flair in und um die Burganlage.

Tauchen Sie mit einem Buch tiefer ein in die Geschichte Prags

Mein besonderer Tipp für Bücherfreunde: ziehen Sie sich zurück, machen Sie es sich auf einer der Bänke in der wunderschönen Gartenanlage bequem und lesen Sie Kai Meyers historischen Roman „Der Schattenesser“.

Die Geschichte ist in der Zeit des dreißigjährigen Krieges angesetzt und entführt Sie in die engen Gassen und dunklen Hinterhöfe Prags, wo der Schattenesser sein Unwesen treibt und die junge Protagonistin Sarai zahlreiche Gefahren überstehen muss. Das Buch versteht es vortrefflich die mystische Stimmung der Zeit und der Stadt zu beschreiben.

Das Gefühl für die Zeit hatte ich damals völlig verloren und so schlenderte ich, noch vollkommen in der fantastischen Geschichte gefangen, in der Dämmerung mit den letzten Touristen durch das malerische Goldene Gässchen, wo einst Alchimisten versucht hatten, Gold und den Stein der Weisen zu erzeugen. Ein Gänsehautmoment!

Auf den Spuren Franz Kafkas

Das blaue Haus Nr. 22 war einige Zeit der Unterschlupf Franz Kafkas, auf dessen Spuren ich mich einige Jahre später durch Prag machte. Die Stadt mit den verwinkelten Gassen und unüberschaubaren Straßen und Häusern hat Franz Kafka definitiv geprägt, was man auf verschiedensten Ebenen immer wieder in seinen Büchern bemerkt. Zurück zum Goldenen Gässchen. Mittlerweile kostet der Besuch Eintritt, dafür kann man dann in die Häuser gehen und diese besichtigen. In den Häusern befinden sich historische Rüstungen, Hand gearbeitete Souvenirs, Cafés und vieles mehr. 

Mein Tipp: Wem es nur um das Flair der pittoresken, bunten Häuschen geht, der sollte nach den Schließungszeiten vorbei schauen, denn dann ist der Durchgang völlig kostenlos. 

Ruderbootfahrt auf der Moldau

Von dieser Abschlussfahrt ist mir vor allem auch eine Ruderbootfahrt auf der Moldau im Gedächtnis geblieben. Nahe des Nationaltheaters und der Brücke Most Legi ging es von der Sophieninsel mit einem kleinen Ruderboot entspannt auf der Moldau entlang der historischen Altstadt rechter Hand und der Kleinseite linker Hand. Prag vom Wasser aus, ein weiterer magischer Moment fürs Leben.

"Die Moldaumetropole wird auch Sie in ihren Bann ziehen, da bin ich mir sicher."

Seitdem besuche ich Prag in unregelmäßigen Abständen und gleich welcher Jahreszeit immer wieder. Das Wetter meinte es fast immer gut mit mir. Im Winter wirkte Prag unter einer dicken Schneedecke fast schläfrig und melancholisch schön. Im Frühling erwachte die Moldaumetropole in sanftem Grün und laue Sommerabende verzauberten durch die fast schon rosamunde-pilcheresken Sonnenuntergänge, die der Stadt ihr goldenes Schimmertuch überzogen.

Egal ob Sie Prag nur kurz besuchen oder wie ich immer wieder, die majestätische Moldaustadt wird nicht müde zu erzählen. Die Stadt der Literaten und Künstler zieht Sie in ihren Bann, da bin ich mir sicher.

Ihre Tina Müller

TOP-TIPPS

GOLDENES GÄSSCHEN

An der Innenmauer der Prager Burg finden Sie das Goldene Gässchen, auch Alchimistengasse genannt.

In den Häusern befindet sich eine Dauerausstellung, die zeigt wie die Menschen hier früher lebten. 

Wer sich nur für das Äußere der kleinen bunten Gasse interessiert, kommt nach den Schließungszeiten her, dann entfällt der Eintritt. 

 

DIE GÄRTEN DER PRAGER BURG

Unterhalb der Prager Burg befinden sich fünf miteinander verbundene historische Gärten.

Wer als Kontrast zur lebendigen Altstadt einen Ruhepol für eine Verschnaufpause sucht, wird sich hier wohlfühlen. 

TRDELNIK

Diese Spezialität begegnet früher oder später jedem in Prag. Der süße Duft dieses Gebäcks und der dazu passende Verkaufsstand, findet sich an fast jeder Ecke. 

Am besten genießt man das Hefegebäck warm, dann schmeckt es am besten. 

 

 

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